Elternabend über Medienerziehung in der Kita Binsfeld mit dem Ergotherapeuten Andreas Dederich

 

Elternabend über Medienerziehung in der Kita Binsfeld mit dem Ergotherapeuten Andreas Dederich

 Am Dienstagabend fand in der Kita-MGH Binsfeld ein sehr kurzweiliger und informativer Vortrag über den richtigen Umgang mit Medien statt.

Durch den provokanten Satz „Das Fernsehen blöd macht?…Nö, hab ich noch nix gemerkt!“, fühlten sich offenbar viele Eltern angesprochen, sich näher mit diesem Thema auseinander zu setzen, denn rund fünfzig Frauen und Männer waren der Einladung der Erzieherinnen gefolgt.

Andreas Dederich ist Ergotherapeut und systemischer Familienberater mit Spezialisierung auf die Behandlung von Kindern aus Würzburg.

Herr Dederich machte die Zuhörer sensibel für das Thema, auch mit provokanten Aussagen wie der neuesten von der designierten Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär. Laut ihrer Aussage ist „Programmieren so wichtig wie Lesen und Schreiben“ und sollte deshalb „bereits in der Grundschule gelernt werden“. Aber auch verschiedene anerkannte Studien wie die „KIM-Studie“ (Kindheit, Internet, Medien) vom Medienpädagogischen Forschungsverbund, einer Basisstudie zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland, bzw. für 12- 19- Jährige die „JIM-Studie“, zeigten sehr deutlich, wie es tatsächlich um das Medienverhalten der Kinder heute steht.

Für Andreas Dederich steht fest, dass ein geregelter Umgang mit den verschiedenen Medien unumgänglich ist. Dass ungezügelter Medienkonsum unweigerlich verschiedenste körperliche und seelische Defizite nach sich zieht.

Kinder im Kindergarten- und Schulalter schaffen sich gerade erst ihr eigenes Bild von der Realität, wenn sie dann ständig Handlungsmustern aus fiktiven Filmen ausgesetzt sind, so laufen sie Gefahr, sich falsche Realitäten zu schaffen.

Doch „Nicht jeder, der Kampfspiele spielt, ist ein potenzieller Amokläufer“, aber: „Wenn ein echter Kerl immer nur gewinnt, indem er seinen Gegner umlegt, oder in einer Soap jeder mit jedem in die Kiste steigt, dann prägt sich das schon  irgendwann ein“.

Als Familientherapeut und zweifacher Vater hatte Dederich auch praktische Tipps für die Eltern. Doch auch er kenne keine allgemein auf alle übertragbaren Regeln, die immer funktionieren. Die Eltern sollten jedoch auf ihr Bauchgefühl vertrauen, wenn sie eine Sache absolut nicht gut finden, dann sollten sie dem Drängen ihrer Kinder auch nicht nachgeben.

Wenn Kinder die Lust am physischen Spiel mit Freunden und an der frischen Luft verlieren, schulische und häusliche Aufgaben vernachlässigt würden, dann sei die Grenze sicher erreicht. Deshalb sei es ratsam, den Kindern feste Zeitkontingente zu geben, eine bewusste Programmauswahl zu treffen, oder gemeinsam zu konsumieren um das Gesehene auch zu reflektieren oder zu hinterfragen.

Dass in der heutigen Zeit die Entwicklung der Smartphones nicht mehr umzukehren sei, ist klar. Dennoch haben es die Eltern in der Hand den Zeitpunkt wann die Kinder ein Gerät bekommen, selbst zu bestimmen.

Die Eltern haben eine große und schwierige Aufgabe vor sich, denn obwohl die Kinder heute mehr physisch zu Hause anwesend sind, wissen die Eltern längst nicht immer, wo sich ihre Kinder gerade aufhielten!

Und letztendlich haben die Erwachsenen immer noch Vorbildfunktion. Immer mehr Eltern könnten aber selbst ihren Blick nicht mehr vom Display lassen und geben ihren Kindern so weniger elterliche Aufmerksamkeit. Aber nur „wenn ich selbst nicht den ganzen Tag am Handy, dem Computer oder vor der Glotze hänge, kommt auch mein Kind nicht auf die Idee, dies rund um die Uhr zu tun!“

Margot Leppich